Im Rahmen der wöchentlich stattfindenden Gesamtübungen setzt die Feuerwehr Wilhelmsburg immer wieder Themenschwerpunkte, bei denen über mehrere Übungseinheiten ein bestimmer Bereich der Einsatztätigkeit geschult wird. In den letzten Wochen war der Schwerpunkt "Menschenrettung aus PKW und arbeiten mit dem schweren Rüstfahrzeug" an der Reihe.
Am Montag, 28.06.2010, endete dieser Themenschwerpunkt in einer groß angelegten Einsatzübung, bei der das in kleineren Gruppen erlernte Wissen unter schwierigsten Umständen unter Beobachtung des Ausbildungsteams umgesetzt werden musste. OLM Glanninger hatte mit seinem Team folgendes Szenario erarbeitet:
Auf der Grubtalstraße kam es zu einem Frontalzusammenstoß zwischen zwei PKW. Beide Fahrzeuge wurden durch den Unfall von der Straße geschleudert und stürzten über eine rund zwölf Meter hohe Böschung ab. Die Fahrzeuge kamen neben dem Bachbett des Grubtalbachs zu liegen. Aufgrund des Unfalls waren beide Fahrzeuge erheblich beschädigt und je zwei Personen waren in den Fahrzeugen eingeschlossen. Die Feuerwehr Wilhelmsburg und der ASBÖ Wilhelmsburg wurden mit dem Alarmierungstext "Schwerer Verkehrsunfall mit eingeklemmten Personen", jedoch ohne nähere Information zur Schadenslage, zum Unfallort gerufen.
Als erstes Fahrzeug traf das Kleinrüstfahrzeug am Unfallort ein. Der Fahrzeugkommandant stieg zu den verunglückten Fahrzeugen ab, um die Lage zu erkunden. Anschließend erteilte er den Befehl, das hydraulische Rettungsgerät zum Fuß der Böschung zu transportieren und einen Zugang zu den verunglückten Personen zu schaffen. Die Mannschaft des schweren Rüstfahrzeuges erstellte zunächst mit der Steckleiter eine Aufstiegshilfe für den steilsten Teil der Böschung, und nahm, unterstützt von den Mannschaften der beiden Tanklöschfahrzeuge, ebenfalls hydraulische Rettungsgeräte vor, um den Rettungskräften einen Zugang zu den Verletzten im zweiten PKW zu ermöglichen. Vom TLF-A 2000 aus wurde ein Hochdruckrohr aufgebaut, um während der Rettungsarbeiten den Brandschutz sicherzustellen.
Nachdem die beiden Teams des ASBÖ Wilhelmsburg die Verletzten stabilisiert und die Reihenfolge der Rettung festgelegt hatten waren wieder die Trupps der Feuerwehr gefragt. Zunächst wurden die Türen der Fahrzeuge mit dem hydraulischen Spreizer geöffnet. Bei einem Fahrzeug musste ausserdem mit der Kettensäge ein Baum beseitigt werden, um die Türe zu erreichen. Anschließend wurde soweit nötig der Vorderwagen mit dem Rettungszylinder von den Insassen weggedrückt um die Beine für eine schonende Rettung freizulegen. Störende Blechteile wurden mit der hydraulischen Schere beseitigt.
Während dieser Arbeiten wurden die Personen mit Decken und Helmen geschützt und durch Einsatzkräfte laufend betreut. Den bei Bewusstsein befindlichen Personen wurde der jeweils nächste Arbeitsschritt erklärt, um zusätzlichen Streß durch die Rettungsarbeiten zu vermeiden.
Die verletzten Personen wurden im Zuge der Rettung auf Schaufeltragen gelagert, und durch Kräfte der Feuerwehr und des ASBÖ über die steile Böschung zu den Rettungstransportwagen gebracht. Dort wurden die Verletzten auf Vakuummatratzen umgelagert und auf den Transport ins Krankenhaus vorbereitet. Die kürzlich durch die Feuerwehr bestellte Schleifkorbtrage wird bei solchen Schadenslagen entscheidende Vorteile bringen, da sie für Arbeiten am Seil zugelassen ist. Somit können Verletzte zukünftig optimal gelagert mit der Kranseilwinde des SRF aufgeseilt werden.
Nachdem die Menschenrettung erfolgreich beendet war wurde die Übung unterbrochen und eine ausführliche Übungsbesprechung abgehalten. Trotz des sehr zufriedenstellenen Ablaufes konnten die Übungsbeobachter mit Kommandant HBI Buder an der Spitze in vielen Details wertvolle Hinweise geben, um zukünftig noch effizienter und für die Verletzten schonender handeln zu können. Auch die Statisten gaben wertvolles Feedback wie die Arbeiten aus der Sicht der zu rettenden Personen verlaufen sind.
An dieser Stelle gilt der besondere Dank der Feuerwehr unseren Statisten, welche sich immer wieder in Fahrzeugen einklemmen, in dunklen Kellern verstecken und in sonstige Zwangslagen bringen lassen, um der Feuerwehr realistische Übungen zu ermöglichen.
Nachdem die Besprechung beendet war, wurde die Übung mit der Bergung der beiden Wracks fortgesetzt. Mit den Seilwinden des TLF-A 2000 und des SRF wurden die Fahrzeuge auf das Straßenniveau gezogen, und anschließend mit dem Kran des SRF verladen. Anschließend wurden im Feuerwehrhaus die bei der Übung erheblich verschmutzten Geräte gereinigt und wieder aufgepackt.
Insgesamt nahm das Übungsszenario etwa drei Stunden in Anspruch. Somit wurden von ASBÖ, Feuerwehr und Statisten alleine an diesem Abend über 100 freiwillige und unentgeltliche Stunden geleistet, um der Bevölkerung jederzeit schnell und erfolgreich helfen zu können!