Evakuierungsübung im Landespensionistenheim

23.11.2012

Am 19.10.2012 stand das Landespensionistenheim Wilhelmsburg

auf dem Übungsplan der Feuerwehr Wilhelmsburg. Auf Einladung der Heimleitung

konnte die Evakuierung der Bewohner einer ganzen Etage des Heimes geübt werden.

Entsprechend der Größe des gewünschten Szenarios wurden zahlreiche umliegende

Feuerwehren und Rettungsstellen zu dieser Übung eingeladen.

Um die Übung möglichst realitätsnah ablaufen zu lassen musste ein Szenario

konstruiert werden, welches eine derart umfangreiche Räumung erforderlich

machen würde. Es wurde unterstellt, daß ein in der Lüftungsanlage auf dem

Dachboden ausgebrochener Brand durch Versagen der technischen

Brandschutzmaßnahmen zu einer intensiven Verrauchung im zentralen

Brandabschnitt des 2. Obergeschosses, welcher neben Wohnräumen den

Aufenthaltsraum, den Schwesternstützpunkt und den Zugang zum Hauptstiegenhaus

beinhaltet, geführt hat. Da eine Ausbreitung des Rauchs auf den Rest der Etage

nicht auszuschließen war, wurde die vollständige Räumung erforderlich.

Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß die technischen

Brandschutzeinrichtungen des Heimes darauf ausgelegt sind, ein solches Szenario

zuverlässig zu verhindern. Trotzdem ist es wichtig, gelegentlich auch solche

übertrieben scheinende Lagen zu beüben, um auf wirklich alle Eventualitäten gut

vorbereitet zu sein.

Da die Bewohner des Pensionistenheimes selbstverständlich nicht dem Streß der

Evakuierung ausgesetzt werden durften wurde die Etage mit 36 Statisten

bevölkert. Diese waren instruiert, sich als bettlägerig, verwirrt, verletzt

etc. auszugeben. Das Feuer am Dachboden wurde mit Lampen dargestellt, der

Dachboden und der 2. Stock wurden mit leistungsstarken Nebelmaschinen

verraucht. Zu Beginn der Übung war es tatsächlich nicht mehr möglich, auch nur

die Hand vor Augen zu erkennen.

Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren wurde durch die Brandmeldeanlage

des Heims eine Meldung an die Bezirksalarmzentrale St. Pölten abgesetzt. Diese

alarmierte die Feuerwehren Wilhelmsburg, St. Georgen und Ochsenburg. Die Erkundung

des Einsatzleiters der Feuerwehr Wilhelmsburg ergab sehr rasch, daß eine

Räumung unumgänglich sein würde, daher wurde die höchstmögliche Alarmstufe 4

ausgegeben. Weiters wurde Notruf Niederösterreich von der Räumung informiert

und setzte die erforderlichen Rettungsmittel in Marsch. Aufgrund der

Größe des Objekts wurden Einsatzabschnitte eingerichtet.

Abschnitt Gebäudeinneres:

Ein Atemschutztrupp der Feuerwehr Wilhelmsburg wurde aufgrund der guten

Kenntnis des Objekts direkt im verrauchten Bereich eingesetzt, um mit der

Wärmebildkamera die zu rettenden Personen aufzufinden und den weiteren

Atemschutztrupps zum Abtransport zuzuweisen. Dieser Trupp blieb während der

gesamten Räumung im Objekt und stellte somit sicher, das wirklich alle Bereiche

systematisch abgesucht wurden. Die weiteren Atemschutztrupps nahmen die

Personen auf und brachten sie zu einem sicheren Übergabepunkt im Stiegenhaus.

Von dort sorgten weitere Feuerwehrkräfte für den Transport zum Sammelplatz.

Abschnitt Außen / West:

Hier wurde ein beleuchteter Sammelplatz eingerichtet. Auf diesem Sammelplatz

wurden die geretteten Personen durch Pflegepersonal registriert, durch Notärzte

untersucht und mit Rettungsfahrzeugen in das Notquartier in der Sporthalle

Wilhelmsburg transportiert. Weiters wurde im Bereich der Mühlgasse der Atemschutzsammelplatz eingerichtet, um nach Bedarf Trupps in das Objekt zu entsenden. Auch die leeren Atemluftflaschen wurden hier wieder gefüllt. Vom Balkon im Norden des Heims wurden einige Bewohner mit dem Hubrettungsgerät der Feuerwehr St.Pölten-Wagram gerettet.

Abschnitt Außen / Ost:

Von einem weiteren Balkon im Osten wurden bettlägerige und verletzte Bewohner

mit der Drehleiter der FF Wilhelmsburg gerettet. Über die Drehleiter der FF

Ober-Grafendorf wurde der Angriffsweg für die eigentliche Brandbekämpfung

aufgebaut. Zwei Atemschutztrupps gelangten mit einer Löschleitung über die

Drehleiter auf das Dach, von dort in die Lüftungszentrale, und dann im beengten

und verrauchten Dachboden über nahezu die gesamte Länge des Objekts kriechend

bis zum Brandherd. Da sich das Feuer bereits durch die Dachhaut gefressen

hatte, wurde auch ein Außenangriff vom Traisenufer aus aufgebaut.

Abschluss:

Nachdem der Brand gelöscht und alle Bewohner gerettet waren wurde das

Objekt rauchfrei gemacht. Anschließend wurde eine umfangreiche

Übungsbesprechung durchgeführt. Die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern,

Rettungsdiensten und Feuerwehren wurde als gut beurteilt. An den grundsätzlich

zufriedenstellend funktionierenden Abläufen konnten Verbesserungen in manchen

Details erarbeitet werden. Als schwierigster Punkt stellten sich wieder einmal

die beengten Bewegungs- und Aufstellflächen für die Einsatzfahrzeuge heraus. In

weiteren Besprechungen konnten durch die sehr konstruktive Unterstützung der

Stadtgemeinde und der Heimleitung jedoch bereits Verbesserungsmöglichkeiten

definiert werden, diese werden in den nächsten Wochen umgesetzt werden.

Zum Abschluss der Übung servierte die Küche des Pensionistenheimes für alle

Beteiligten ein ausgezeichnetes Gulasch.

Die FF Wilhelmsburg dankt allen Beteiligten für die Mitarbeit, und insbesondere

der Heimleitung und den Mitarbeitern für die Möglichkeit, diese ungewöhnlich

große Übung abhalten zu können.

Eingesetzte Kräfte:

11 Feuerwehren (Ober-Grafendorf, Rotheau, St.Pölten-Ochsenburg, St.Pölten-Spratzern,

St.Pölten-Stadt, St.Pölten-Stattersdorf, St.Pölten-St.Georgen,

St.Pölten-Wagram, Traisen, Weinburg Wilhelmsburg) mit 25 Fahrzeugen und 143

Mitgliedern

Rettungsdienst (ASBÖ, Rotes Kreuz) mit 10 Fahrzeugen und 36 Mitgliedern