Am 19.10.2012 stand das Landespensionistenheim Wilhelmsburg
auf dem Übungsplan der Feuerwehr Wilhelmsburg. Auf Einladung der Heimleitung
konnte die Evakuierung der Bewohner einer ganzen Etage des Heimes geübt werden.
Entsprechend der Größe des gewünschten Szenarios wurden zahlreiche umliegende
Feuerwehren und Rettungsstellen zu dieser Übung eingeladen.
Um die Übung möglichst realitätsnah ablaufen zu lassen musste ein Szenario
konstruiert werden, welches eine derart umfangreiche Räumung erforderlich
machen würde. Es wurde unterstellt, daß ein in der Lüftungsanlage auf dem
Dachboden ausgebrochener Brand durch Versagen der technischen
Brandschutzmaßnahmen zu einer intensiven Verrauchung im zentralen
Brandabschnitt des 2. Obergeschosses, welcher neben Wohnräumen den
Aufenthaltsraum, den Schwesternstützpunkt und den Zugang zum Hauptstiegenhaus
beinhaltet, geführt hat. Da eine Ausbreitung des Rauchs auf den Rest der Etage
nicht auszuschließen war, wurde die vollständige Räumung erforderlich.
Es ist ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß die technischen
Brandschutzeinrichtungen des Heimes darauf ausgelegt sind, ein solches Szenario
zuverlässig zu verhindern. Trotzdem ist es wichtig, gelegentlich auch solche
übertrieben scheinende Lagen zu beüben, um auf wirklich alle Eventualitäten gut
vorbereitet zu sein.
Da die Bewohner des Pensionistenheimes selbstverständlich nicht dem Streß der
Evakuierung ausgesetzt werden durften wurde die Etage mit 36 Statisten
bevölkert. Diese waren instruiert, sich als bettlägerig, verwirrt, verletzt
etc. auszugeben. Das Feuer am Dachboden wurde mit Lampen dargestellt, der
Dachboden und der 2. Stock wurden mit leistungsstarken Nebelmaschinen
verraucht. Zu Beginn der Übung war es tatsächlich nicht mehr möglich, auch nur
die Hand vor Augen zu erkennen.
Nachdem alle Vorbereitungen getroffen waren wurde durch die Brandmeldeanlage
des Heims eine Meldung an die Bezirksalarmzentrale St. Pölten abgesetzt. Diese
alarmierte die Feuerwehren Wilhelmsburg, St. Georgen und Ochsenburg. Die Erkundung
des Einsatzleiters der Feuerwehr Wilhelmsburg ergab sehr rasch, daß eine
Räumung unumgänglich sein würde, daher wurde die höchstmögliche Alarmstufe 4
ausgegeben. Weiters wurde Notruf Niederösterreich von der Räumung informiert
und setzte die erforderlichen Rettungsmittel in Marsch. Aufgrund der
Größe des Objekts wurden Einsatzabschnitte eingerichtet.
Abschnitt Gebäudeinneres:
Ein Atemschutztrupp der Feuerwehr Wilhelmsburg wurde aufgrund der guten
Kenntnis des Objekts direkt im verrauchten Bereich eingesetzt, um mit der
Wärmebildkamera die zu rettenden Personen aufzufinden und den weiteren
Atemschutztrupps zum Abtransport zuzuweisen. Dieser Trupp blieb während der
gesamten Räumung im Objekt und stellte somit sicher, das wirklich alle Bereiche
systematisch abgesucht wurden. Die weiteren Atemschutztrupps nahmen die
Personen auf und brachten sie zu einem sicheren Übergabepunkt im Stiegenhaus.
Von dort sorgten weitere Feuerwehrkräfte für den Transport zum Sammelplatz.
Abschnitt Außen / West:
Hier wurde ein beleuchteter Sammelplatz eingerichtet. Auf diesem Sammelplatz
wurden die geretteten Personen durch Pflegepersonal registriert, durch Notärzte
untersucht und mit Rettungsfahrzeugen in das Notquartier in der Sporthalle
Wilhelmsburg transportiert. Weiters wurde im Bereich der Mühlgasse der Atemschutzsammelplatz eingerichtet, um nach Bedarf Trupps in das Objekt zu entsenden. Auch die leeren Atemluftflaschen wurden hier wieder gefüllt. Vom Balkon im Norden des Heims wurden einige Bewohner mit dem Hubrettungsgerät der Feuerwehr St.Pölten-Wagram gerettet.
Abschnitt Außen / Ost:
Von einem weiteren Balkon im Osten wurden bettlägerige und verletzte Bewohner
mit der Drehleiter der FF Wilhelmsburg gerettet. Über die Drehleiter der FF
Ober-Grafendorf wurde der Angriffsweg für die eigentliche Brandbekämpfung
aufgebaut. Zwei Atemschutztrupps gelangten mit einer Löschleitung über die
Drehleiter auf das Dach, von dort in die Lüftungszentrale, und dann im beengten
und verrauchten Dachboden über nahezu die gesamte Länge des Objekts kriechend
bis zum Brandherd. Da sich das Feuer bereits durch die Dachhaut gefressen
hatte, wurde auch ein Außenangriff vom Traisenufer aus aufgebaut.
Abschluss:
Nachdem der Brand gelöscht und alle Bewohner gerettet waren wurde das
Objekt rauchfrei gemacht. Anschließend wurde eine umfangreiche
Übungsbesprechung durchgeführt. Die Zusammenarbeit zwischen Mitarbeitern,
Rettungsdiensten und Feuerwehren wurde als gut beurteilt. An den grundsätzlich
zufriedenstellend funktionierenden Abläufen konnten Verbesserungen in manchen
Details erarbeitet werden. Als schwierigster Punkt stellten sich wieder einmal
die beengten Bewegungs- und Aufstellflächen für die Einsatzfahrzeuge heraus. In
weiteren Besprechungen konnten durch die sehr konstruktive Unterstützung der
Stadtgemeinde und der Heimleitung jedoch bereits Verbesserungsmöglichkeiten
definiert werden, diese werden in den nächsten Wochen umgesetzt werden.
Zum Abschluss der Übung servierte die Küche des Pensionistenheimes für alle
Beteiligten ein ausgezeichnetes Gulasch.
Die FF Wilhelmsburg dankt allen Beteiligten für die Mitarbeit, und insbesondere
der Heimleitung und den Mitarbeitern für die Möglichkeit, diese ungewöhnlich
große Übung abhalten zu können.
Eingesetzte Kräfte:
11 Feuerwehren (Ober-Grafendorf, Rotheau, St.Pölten-Ochsenburg, St.Pölten-Spratzern,
St.Pölten-Stadt, St.Pölten-Stattersdorf, St.Pölten-St.Georgen,
St.Pölten-Wagram, Traisen, Weinburg Wilhelmsburg) mit 25 Fahrzeugen und 143
Mitgliedern
Rettungsdienst (ASBÖ, Rotes Kreuz) mit 10 Fahrzeugen und 36 Mitgliedern