Als das Kommandofahrzeug der Feuerwehr Wilhelmsburg im Jahr 2001 in Dienst gestellt wurde, konnte man es stolz als das am besten ausgestattete Führungsfahrzeug im Bezirk bezeichnen. Das Fahrzeug war durch eine interdisziplinär besetzte Arbeitsgruppe in der Feuerwehr geplant worden. Ein Laptop, ein Farbdrucker mit Scan-, Kopier- und Faxfunktion und vor allem ein GSM Autotelefon mit Datenverbindung waren damals extrem fortschrittliche Ausrüstungsgegenstände. Insbesondere der mobile Zugriff auf das Internet war in Zeiten von Mobiltelefonen mit monochrom Display und Wähltasten absolut nicht selbstverständlich.
Daneben bot das Fahrzeug zwei Funkgeräte für den Feuerwehrdienst, eines für die Verbindung zum Arbeiter-Samariter-Bund, einen Schreibtisch mit zwei Arbeitsplätzen, 230V Bordnetz, diverse Einsatzunterlagen und Warnmittel.
Über die Jahre wurden verschiedene Ausrüstungsgegenstände ausgetauscht und modernisiert und das Fahrzeug hat immer wieder, zuletzt beim Großbrand in St. Georgen und dem Hochwasser, ausgezeichnete Dienste geleistet. Doch auch im Feuerwehrwesen bleibt die Zeit nicht stehen, Arbeitsprozesse ändern sich und schließlich stellte sich auch heraus, dass die Ersatzteilversorgung für die Sondersignalanlage nicht mehr gegeben ist.
Daher wurde im Sommer 2024 neuerlich eine Arbeitsgruppe einberufen um die weitere Vorgangsweise zu planen. Es wurde in einigen Besprechungen erarbeitet was das künftige Führungsfahrzeug der Feuerwehr Wilhelmsburg können soll, und welche Ausrüstung dafür erforderlich ist.
Die nächste grundlegende Frage war, ob ein neues Fahrzeug angeschafft werden sollte oder das bestehende Fahrzeug sinnvoll zu modernisieren ist. Nach einer eingehenden Prüfung des Fahrgestells durch einen Mechaniker wurde ein sehr guter Gesamtzustand attestiert. Außerdem darf aufgrund der vielen ausgelieferten Fahrzeuge für einen VW Transporter noch für längere Zeit mit einer funktionierenden Ersatzteilversorgung für das Fahrzeug gerechnet werden.
Somit wurde begonnen, die erforderlichen Umbauten am bestehenden Fahrzeug zu planen. Der Grundsatz der Planung lautete: So wenig wie möglich, aber so viel wie nötig um Kompromisse zu vermeiden und das Fahrzeug konsequent für die Zukunft zu ertüchtigen.
Um die Wirtschaftlichkeit prüfen zu können, wurde selbstverständlich auch ein Richtoffert für ein völlig neues Fahrzeug nach den Vorstellungen der Arbeitsgruppe eingeholt. Schnell war klar, dass ein neues Fahrzeug deutlich im sechsstelligen Kostenbereich liegen würde.
Somit war die Entscheidung für eine Modernisierung bald gefallen. Um das Projekt im kleinstmöglichen Kostenrahmen zu halten, wurde weiters erhoben welche Arbeiten durch Feuerwehrmitglieder in Eigenleistung erbracht werden können und was zwingend durch eine Fachfirma zu erledigen ist.
Mitte September sollte der Startschuss für den Umbau erfolgen, doch aufgrund der angekündigten Hochwasserlage wurde der Beginn in den Oktober verschoben. Zunächst wurden durch eine örtliche Fachwerkstätte die Federn und Dämpfer erneuert, wobei eine verstärkte Ausführung zum Einbau kam um dem künftig höheren Gewicht der Ausrüstung Rechnung zu tragen. Im nächsten Schritt wurden die Fenster im hinteren Bereich dunkel foliert, um an heißen Tagen die Erwärmung im Fahrzeug zu verringern und die Arbeit am Bildschirm bei Sonneneinstrahlung zu erleichtern. In der ersten Reihe wurde der Mittelsitz entfernt da er bisher kaum genutzt wurde. Der gewonnene Platz wird für eine Konsole mit Handfunkgeräten und Lampen genutzt um diese bereits bei der Zufahrt greifbar zu haben.
Nach diesen Vorarbeiten wurde das Fahrzeug aus dem Einsatzbetrieb genommen und das Mannschaftstransportfahrzeug zu einem behelfsmäßigen Kommandofahrzeug umgerüstet.
In gemeinsamer Arbeit begannen die Mitglieder der Arbeitsgruppe, die nicht mehr benötigten Komponenten auszubauen. Sichtbarstes Zeichen der Arbeiten war das Verschwinden der alten Blaulichtbalken. Doch was als feiner Eingriff in den Bestand gedacht war, weitete sich sehr schnell aus. Beim Ausbau einiger Geräte entstand der Verdacht, dass es am Fahrzeugboden unter den Gerätehalterungen Roststellen geben könnte. Auch war es an vielen Stellen nicht möglich, die alten Kabelbäume zu entfernen, ohne die Seitenverkleidung abzunehmen. Die Seitenverkleidung konnte aber nicht abgenommen werden, ohne die fest eingebauten Sitzbänke zu entfernen. Der Ausbau der Sitzbänke erforderte wieder den Ausbau von Tisch und Batterieladegerät. Und so ging es weiter, bis das Fahrzeug nach vielen Mannstunden hinter der ersten Sitzreihe völlig leer war. Diese Erweiterung des Arbeitsumfangs konnte durch Eigenleistung völlig ohne zusätzliche Kosten erledigt werden.
Nachdem das Fahrzeug ausgeräumt war, kam der mit Spannung erwartete Moment – die gummierte Bodenmatte wurde entfernt und das Blech des Fahrzeugbodens kam zum Vorschein. Erfreulicherweise waren die Rostschäden in Zahl und Größe sehr begrenzt, doch eine Behebung war jedenfalls nötig. Hier fand sich ein engagierter Kamerad, der innerhalb weniger Tage die Roststellen entfernte, sachgerecht behandelte und den gesamten Fahrzeugboden neu in roter Farbe lackierte.
Danach wurde noch die Bodenmatte einer Grundreinigung und Pflege unterzogen, bevor sie wieder im Fahrzeug verlegt wurde. In einem weiteren Arbeitsschritt verlegte die Arbeitsgruppe die Kabel für das neue, leistungsstärkere 230V Bordnetz und die Funkgeräte. Einige Kisten mit Beistellmaterial für den Feuerwehrausrüster wurden gepackt.
Zuletzt wurden kleinere Schäden in der Lackierung des Fahrzeuges, welche in 22 Jahren Einsatzdienst nicht ausbleiben, durch ein Feuerwehrmitglied behoben und das gesamte Fahrzeug sorgfältig poliert.
Nun erfolgt die Überstellung zur Firma Rosenbauer in Leonding, wo die neue Ausstattung eingebaut wird. Darüber werden wir in einem zweiten Teil berichten.