Seit der Gründung der ersten Ansiedlungen im Bereich der heutigen Stadt Wilhelmsburg war das Feuerlöschwesen mehr oder weniger dem Zufall überlassen. In der folge kam es immer wieder zu Großbränden, so auch 1457, als fast alle Häuser des Ortes niederbrannten. In späterer Zeit übernahm die Bürgergarde auch die Aufgaben der Feuer- und Hochwasserbekämpfung. Bereits am 1. Mai 1870 formierte sich aus diesen Wurzeln die Freiwillige Feuerwehr, somit gehört die Feuerwehr unserer Stadt zu den ältesten Wehren des Landes Niederösterreich. Mit der Unterstützung ortsansässiger Gönner konnten die ersten Löschgeräte beschafft werden.
Bei den Hochwasserereignissen der Jahre 1897, 1911 und 1921 und den Großbränden 1917 und 1920 konnte der noch junge Verein seine Schlagkraft beweisen und den Bürgern des Ortes rasche Hilfe bringen. Beim Brand im Jahre 1920 gingen 34 Häuser im Bereich Färbergasse, Mühlgasse und Obere Hauptstraße verloren, jedoch konnten die Wilhelmsburger Feuerwehrmänner gemeinsam mit aus den Nachbarortschaften herbeigerufenen Wehre den Brand abriegeln und eine Ausbreitung auf den restlichen Markt verhindern. Bereits damals beruhte die Schlagkraft der Feuerwehren auf der guten Zusammenarbeit in einem engmaschigen Netz von Ortsfeuerwehren, und genau so ist es auch heute noch.
Im Jahr 1930 konnte die Feuerwehr ihr erstes Kraftfahrzeug anschaffen. In diesem Jahr, zum 60 jährigen Bestandjubiläum, konnte nach einer Reihe von provisorischen Unterkünften auch das neue Gerätehaus in der Mühlgasse bezogen werden. Für den Weitblick der damals verantwortlichen Männer spricht, dass dieses Haus unserer Wehr mehr als 50 Jahre ein Zuhause war.
Durch die schwere Zeit von 1930 bis 1945 wurde die Feuerwehr Wilhelmsburg von Oskar Schmidt geführt. Als in den letzten Wochen des Krieges die Front auch Wilhelmsburg erreichte verlor die Wehr den größten Teil ihrer Ausrüstung.
In den 23 Jahren unter Kommandant Ambichl musste die Feuerwehr praktisch von Null weg neu aufgebaut werden. Nur durch größte Anstrengungen der dem Verein verbundenen Männer war es möglich, rasch eine positive Entwicklung herbeizuführen. In der Zeit von Kommandant Ambichl konnten zwei Löschfahrzeuge auf Opel Blitz, ein Kommandofahrzeug sowie eines der ersten Tanklöschfahrzeuge im Bezirk, ein Steyr 680, angeschafft werden.
Im Jahr 1968 übernahm Kommandant Johann Bertl die Leitung der Feuerwehr und setzte den Aufschwung fort. Im Jahr 1970 wurde die Feuerwehr in Niederösterreich auf eine völlig neue rechtliche Basis gestellt. In diesem Jahr wurden die Feuerwehren von Vereinen in Körperschaften des öffentlichen Rechts umgewandelt. Somit ist die Tätigkeit der Feuerwehr zu einen hoheitlichen Aufgabe geworden.
1971 übernahm für die nächsten 20 Jahre Herbert Prischl das verantwortungsvolle Amt des Feuerwehrkommandanten. Mit starker Hand und viel Überzeugungskraft gelang es ihm, die Feuerwehr zu neuer Größe und Schlagkraft zu führen. In seiner Amtszeit wurden zwei Tanklöschfahrzeuge, ein Rüstfahrzeug und mehrere kleinere Fahrzeuge angeschafft.
Im Jahr 1972 konnten die Landes-Feuerwehrleistungsbewerbe nach Wilhelmsburg geholt werden. Tausende Mitglieder der niederösterreichischen Feuerwehren verglichen im fairen Wettkampf ihren Ausbildungsstand. In dieser Zeit wurde auch die bis heute bestehende Freundschaft mit der Feuerwehr Petting in Bayern begründet.
Unter Kommandant Prischl erfolgte im Jahr 1986 die Anschaffung und Adaptierung des heutigen Feuerwehrhauses in der Oberen Hauptstraße. Dieser Umzug war nötig, da die mittlerweile große Anzahl an Fahrzeugen nicht mehr im Gebäude in der Mühlgasse untergebracht werden konnte. Da es sich bei dem Gebäude um eine ehemalige Isolierglasfabrik handelt, war zwar ausreichend Platz vorhanden, doch mussten erst die für den Feuerwehrbetrieb nötigen Einrichtungen geschaffen werden.
Besonders hervorzuheben ist auch der Ankauf eines Vorausfahrzeuges im Jahr 1989. Dieses Fahrzeug wurde beschafft, um bei den immer häufiger werdenden Verkehrsunfällen schnell und mit modernsten technischen Mitteln Hilfe bringen zu können. Dieses Fahrzeug steht dank laufender Anpassung an aktuelle Standards bis heute in dieser Rolle im Einsatz.
1991 folgt Heinz Fixl im Amt des Feuerwehrkommandanten. In den zehn Jahren unter seiner Führung wurden ein Tanklöschfahrzeug, ein Kommandofahrzeug, ein Pritschenwagen sowie ein Kleinlöschfahrzeug angekauft. Weiters wurde die Anpassung und Renovierung des Feuerwehrhauses fortgesetzt. In diese Zeit fällt auch die Beschaffung von Ausrüstung für die immer mehr ins Bild tretenden Schadstoffeinsätze.
Gegen Ende dieser Amtsperiode kam es auch zu wesentlichen Änderungen auf dem Sektor der Schutzbekleidung. Bisher gab es kaum Alternativen zu den einfachen Overalls, Lederhandschuhen und aus Aluminium gefertigten Spinnenhelmen, gegen Ende der 90er Jahre setzte jedoch von Seiten der Industrie eine starke Entwicklung hin zu moderner, für die Aufgaben der Feuerwehr zugeschnittener Schutzkleidung ein. Die Führung der Feuerwehr Wilhelmsburg wusste um den Wert der Gesundheit jedes einzelnen Mitglieds, und so war unsere Wehr von Anfang an, noch lange bevor entsprechende Vorschriften erlassen wurden, mit moderner Schutzkleidung ausgerüstet. Einmal gestartet, kam diese Entwicklung bis heute nicht mehr zur Ruhe, und so ist es erforderlich, fortlaufend in die Erneuerung und Verbesserung der persönlichen Schutzausrüstung zu investieren.
Im Jahr 2001 wurde Josef Buder als 18. Kommandant der FF Wilhelmsburg bestellt. Gemeinsam mit Rudolf Schenk und Kurt Völk führt er bis heute die Feuerwehr. In dieser Zeit wurden einige größere Anschaffungen getätigt. Im Jahr 2006 wurde eine gebrauchte Drehleiter mit einer Steighöhe von 30 Meter angeschafft. Mit diesem Fahrzeug wurde erstmals seit 1923 wieder ein fahrbares Gerät zur Höhenrettung beschafft. Dieses Fahrzeug sichert bei den in Wilhelmsburg mittlerweile zahlreichen Hochhäusern die effiziente Rettung der Bewohner im Brandfall, und lässt sich auch bei einer Vielzahl an anderen Einsätzen höchst vorteilhaft nutzen.
Im Jahr 2008 kam es zur nächsten wichtigen Anschaffung. Das aus dem Jahr 1982 stammende Rüstfahrzeug wurde abgelöst. Das neu beschaffte schwere Rüstfahrzeug ist das bisher größte, schwerste und auch teuerste Einsatzgerät in der Geschichte der FF Wilhelmsburg. Nach modernsten Gesichtspunkten auf die Bedürfnisse unserer Gemeinde zugeschnitten soll es für die nächsten 25 Jahre die effektive Hilfeleistung auf dem ständig wachsenden Gebiet der technischen Feuerwehreinsätze sicherstellen. Weiters wurden unter dem aktuellen Kommando ein Kommandofahrzeug für die Aufgaben der Einsatzleitung und ein Mannschaftstransportfahrzeug beschafft. Die Verbesserung von Schutzbekleidung, Atemschutzausrüstung und anderen Einsatzmitteln findet kontinuierlich statt.
Heute verfügt die Feuerwehr Wilhelmsburg über 9 Kraftfahrzeuge, 4 Anhänger und einen Hubstapler. 71 aktive Mitglieder und 17 Reservisten bilden eine schlagkräftige Wehr, die gemäß dem Motto Retten – Löschen – Bergen – Schützen zu jeder Zeit bereitsteht um die Mitbürger der Stadt vor Gefahren zu schützen.